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Moskau

Dass die russischen Fashionistas um Miroslava Duma und Dasha Zhukova Street-Style-technisch gerade ganz weit vorn liegen, dürften Sie als versierte GRAZIA-Leserin schon mitbekommen haben. Warum ihre Heimat Moskau dringend eine Reise wert ist, erklärt unsere Autorin Kerstin Walker: Sie hat sich an die Heels der berühmten It-Grils geheftet...

 

Schon mal von den Russian Dolls gehört? Ne, keine Girlgroup. Drei Moskovitinnen. Jung, steinreich und obendrein exzentrisch. Ihre Mission: Die Szene der russischen It-Girls aufzumischen. Allen voran wirbelt Miroslava Duma, Tochter des Politikers Wassili Duma und Ex Harper’s Bazaar Redakteurin. Nicht weniger aufregend sind Dasha Zhukova, Gefährtin des FC Chelsea Besitzers Roman Abramowitsch und Elena Perminova, Exmodel und Gattin von Alexander Lebedev. Der Mann ist einer von 80 russischen Dollar-Milliardären.
Soviel zum Background der drei, hinter deren Rücken schon mal vom Russian Fashion Pack getuschelt wird. Weil das Trio Infernale regelmäßig seine langen Beine in den Front Rows der internationalen Fashionshows ausstreckt. Und weil Mira, wie Freunde die 1.50 m große Russin nennen, definitiv eins der zurzeit gefragtesten Motive der Streetstyle-Fotografen und Mode-Blogger ist.

Als ich in Moskau aus dem Flieger klettere nehme ich mir vor, es in der 12 Millionenstadt für ein paar Tage krachen zu lassen, als wäre ich eine von ihnen. Wie ich auf diese aberwitzige Idee komme? ln meiner Tasche hüte ich die Hot-List der Russian Dolls. Aber hey, fragen Sie nicht, wie es mir gelungen ist da dran zu kommen!

Zu den Posh Places der drei in Moskau gehört das Ritz-Carlton. Das zwölfstöckige Luxushotel ragt neben den berühmten Kremltürmen mitten in der City aus dem Boden. Während Mira Duma zum Flughafen am anderen Ende Moskaus hetzt, um »für ein paar Termine« mal eben nach Paris zu jetten, ziehe ich in Suite 1007 sechs Paar Schuhe und ebenso viele Outfits aus dem Koffer. Ein schnelles Glas Champagner mit Blick auf goldene Kuppeln und rote Turmspitzen. Ein letzter Blick in den goldgerahmten Spiegel am Aufzug. Yep, ich bin bereit für diese Stadt.

»Das TsUM ist mein zweites Wohnzimmer«, lässt Mira wissen. Das It-Girl vertritt den Central Universal Department Store als Digital Director. TsUM ist Luxus pur und katapultiert den Puls jedes Fashionvictims beängstigend schnell in die Höhe. Internationale Labels wie Givenchy oder Prada, eine von Miras Lieblingsmarken, gehen hier ebenso selbstverständlich über den Tresen wie teure Vertu Handys und sündhaft edle Kosmetik. Ebenso spektakulär, vor allem wegen der 1a-Lage, ist der Konsumtempel GUM. Die Shoppingmeile mit Glasdach und Glamourfaktor logiert in einem Prachtbau am Roten Platz.

Durch und durch Moskauer Design entdecke ich, als ich mich zum exklusiven Store von Alena Akhmadullina vorarbeite. Der laut Mira und Dasha »heißeste Designexport, den Russland zurzeit zu bieten hat« liegt ausgerechnet vis-a-vis des berüchtigten Ex-KGB Gebäudes.
Die St. Petersburgerin entwirft Pelz in allen Längen und Variationen. Stilettos mit Schlangenprints. Und Kleider mit atemberaubenden Silhouetten, in denen ihre Anhängerinnen aus der Zuschauermenge der Fashion Shows hervorstechen. Übrigens: Für ihre Rolle in Wanted wurden Angelina Jolie einige von Alenas Killerpieces auf den Astralkörper geschneidert.

»Russisches Design ist romantisch. Aber nie zurückhaltend«, steckt mir Oksana Levchenko, General Manager von Odri und eine Vertraute von Mira Duma. Oksana sitzt mir im neu eröffneten Restaurant Norikov im Ritz in einem schwarzen Faltenlederrock gegenüber. Bei hauchdünnen Scheibchen von Lachsforelle auf Vodkajus, schottischem Lachscarpaccio und gebackenen Shrimps im Wasabimantel verrät mir die Russin wie das Fashiontrio einen ganz normalen Tag im Moskauer Nachtleben feiert.
Stufe eins: der Besuch des Bolshoi-Balletts. Die muskelbepackten Stars der Ballettszene bringen die Bühne zum Vibrieren. Mir steht der Mund offen. Vor allem weil ich meinen Blick kaum von der Nachbarloge lösen kann. Jede der dort anwesenden Moskovitinnen trägt ungefähr das Doppelte meines Jahreseinkommens am schlanken Körper. Und stopp mal, bitte scharf stellen: Die Brünette mit dem kunstvollen Flechtgebilde auf dem Kopf ist doch Elena Perminowa mit Gefolge? Von unten bis oben in Louboutin und Prada gekleidet. Die Zeiten, in denen Russinnen mit Stiefeln bis zum Schritt für Furore sorgten sind eben endgültig vorbei.

Nach Kultur A La Russe schneien die Russian Dolls in Bars rein, die so versteckt liegen, dass selbst Moskauconnection Oksana Schwierigkeiten hat, sie beim ersten Anlauf zu finden. Das Oldich verbirgt sich unter einer mit Leder gefütterten Falltür. Oben Vintageshop. Unten schlürfen Insider Moscow Mule aus Kupferbechern, um sich für Stufe zwei bereit zu machen.

Café Puschkin ist ein Restaurant mit Bar, stilvoll in einer opulenten Apotheke aus dem vergangenen Jahrhundert eingebettet. Die vier bis fünf Türsteher hängt nur ab, wer bekannt ist, oder einen Draht zur Szene hat. Oksana will weiter, ins Delicatessen, mehr Pub als Club. »Liza Evdokimova gehört zu den besten weltweit« flüstert sie, nachdem sie mir die Bar Tenderin vorstellt. Deren Signature Drinks haben es jedenfalls in sich. Wir ziehen weiter, ins Chainaya Tea & Cocktails irgendwo im Hinterhof an der Tverskaya-Yamskaya, in Moskau Chinatown. Oksana zufolge kippte in einem der kleinen Separés vor nicht allzu langer Zeit Johnny Depp einen Visionary Cocktail auf Vodka-Zimt Basis.

Wie Bar-Hopping und Fashion-Inhaling an meine Substanz gehen spüre ich am nächsten Morgen. Da hilft nur eins: raus aus dem verführerisch großen Bett, runter in’s ESPA Spa des Ritz Carlton. Tatjana, schwarzer Kurzhaarschnitt, schlanke Muskeln wie eine Olympiaathletin, bringt mich mit einer knallharten Detox-Aromamassage wieder halbwegs in Form.

»Dawei, dawei«. Moskau, so kann es von mir aus weiter gehen.

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